«Fas- was?» Erfahre hier mehr!

Wir zeigen dir unsere Geschichte und was unsere Figuren bewegt. Unsere Fasnacht in Bad Säckingen ist einzigartig am Hochrhein. Hier erfährst du mehr!

Unser Brauchtum

Unser Beauftragte für das Brauchtum Andreas Hartmann vertritt uns bei der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte. Er interessiert sich sehr für die Geschichte des Städtles, unserer Kultur, natürlich auch der Fasnacht am Hochrhein und im Ländle. Wenn du Zuhause ein verstaubtes Fasnachtsbuch findest oder beim Frühlingsputz spannende Erinnerungsaufnahmen von früher auftauchen, darfst du dich direkt bei Andreas melden.

Selbstverständlich kannst du dich auch sonst bei Interesse einmal mit ihm austauschen. Das ist ganz schön spannend, was Andy so zu erzählen weiss.

Die Fasnacht in Bad Säckingen

Die Fasnacht in unserem Städtle wird von einer Vielzahl von Traditionen und Ritualen geprägt. Am 6. Januar beginnt die Fasnacht in Bad Säckingen mit dem Neujahrsempfang, bei dem der Zunftmeister und die traditionellen Urmasken auftreten. Eine wichtige Tradition ist die «Buggimeischterverhaftung», bei der die Narren das Rothuus stürmen und den Buggimeischter in einem Narrengericht verurteilen. Am 1. Faiße beginnt die aktive Fasnacht mit dem Wecken durch Narren und die Musikanten, des Appells der Ranzengarde und dem Narrenbaumstellen. Weitere Höhepunkte sind der Narrenspiegel, eine satirische Bühnenshow, die Wiiberfasnacht sowie dem großen Umzug am Fasnachtsmäntig. Den Abschluss bildet am Fasnachtszischtig die Böögverbrennung, ein symbolischer Brauch, der noch aus dem Mittelalter stammt.

Unsere Fasnacht ist ein historisches Kulturerbe, das tief in unserem Städtle verwurzelt ist. Viele Bezeichnungen stammen aus vergangenen Zeiten und sind männlich geprägt. Menschen aller Geschlechter tragen jedoch seit Langem zu dieser Tradition und ihrem Erhalt bei. Wir möchten die Traditionen mit Respekt bewahren und dabei ein offenes und inklusives Miteinander fördern.

Die Narrensprüchle

Es gibt jede Menge Narrensprüchle und Lieder, die schon immer an der Fasnacht von Kindern und Erwachsenen gesungen werden. Die Kinder singen sie, wenn sie um Süßigkeiten bitten, und die Erwachsenen in den Kneipen oder beim Feiern. Zum Beispiel „Hoorig, hoorig, hoorig isch die Chatz!“ oder „Es giige drei Esel…“. Oft versteht man den Sinn der Lieder nicht so ganz, aber sie gehören einfach zur Tradition dazu. Wir zeigen euch hier eine Auswahl aus unserem Städtli.

Das Wörterbuch

Damit wir uns auch an der Fasnacht verstehen, findest du hier traditionelle oder einfach närrische Ausdrücke für fast alles, was in deinem Wortschatz einfach nicht fehlen darf.

Herkunft:
Bad Säckingen (Mundart)

Bedeutung:
Bürgermeister

Herkunft:
Alemannisch (Dialekt)

Bedeutung:
Bei uns am Hochrhein gibt es in der Fasnacht die drei «fetten Donnerstage». Es sind die drei Donnerstage vor der Fasnacht, und man zählt sie einfach durch: Erschter, Zweiter und Dritter Faiße. Am erschste Faiße findet bei uns der Wäldertag statt, der schmutzige Dunschtig ist dann der dritte Faiße. 

Die Fasnacht war früher das große Fest vor der Fastenzeit, wo man nochmal so richtig geschlemmt hat. Alles, was während der Fastenzeit verboten war – Fleisch, Eier, Fett, Alkohol – wurde an diesem Tag in Massen gegessen. Deswegen gibt es auch die ganzen leckeren Fasnachtsspeisen wie Fasnachtschuechli etc.
Für die Metzger war das eine wichtige Zeit, denn während der 40 Tage Fasten haben sie nichts verkauft, also haben sie nochmal ordentlich Geld gemacht. Die Fasnacht war ein Fest des Feierns, Verkleidens und Auslebens von derben Späßen, sogar Hochzeiten wurden gern an diesem Tag gefeiert. Das Fest war eine Art Ventil, um nochmal alle Regeln zu brechen, bevor es ernst wurde mit der Fastenzeit. Die Kirche mochte die Fasnacht übrigens gar nicht und hat immer wieder versucht, sie zu verbieten. Die Narren wurden sogar als Dämonen gesehen, die das Böse symbolisieren. Bei uns im Schwäbisch-Alemannischen beginnt die Fasnachtszeit am Dreikönigstag, und so richtig los geht’s am Schmutzige Dunschtig. Dann folgen weitere Fasnachtstage, bis die Feierlichkeiten am Abend vor Aschermittwoch enden – aber in manchen Orten wird sogar noch danach weitergefeiert, zum Beispiel mit der Bauernfastnacht. Bei uns in Bad Säckingen endet sie bspw. am Fasnachtszieschtig mit der Böögverbrennung.

Es gibt jede Menge Narresprüchli und Lieder, die schon immer an der Fasnacht von Kindern und Erwachsenen gesungen werden. Die Kinder singen sie, wenn sie um Süßigkeiten bitten, und die Erwachsenen in den Kneipen oder beim Feiern. Zum Beispiel „Hoorig, hoorig, hoorig isch die Chatz!“ oder „Es giige drei Esel…“. Oft versteht man den Sinn der Lieder nicht so ganz, aber sie gehören einfach zur Tradition dazu.

Das ist der eigentliche kalendarische Fasnachtstag. Das Vorfest vor dem Aschermittwoch, ein Schwellenfest also, Nacht vor den Fasten, Fastnacht bzw. bei uns „Fasnacht“. An diesem Tag verbrennen wir auf dem Rathausplatz in Bad Säckingen den Böög, welcher die Fasnacht bzw. das Ende der Fasnacht verkörpert.

Herkunft:
Bad Säckingen (Mundart)

Bedeutung:
Narrenpolizist

Herkunft:
Bad Säckingen (Mundart)

Bedeutung:
Glocke

Das ist ein Buch, in dem die Ereignisse des letzten Jahres festgehalten werden, um den betroffenen Personen auf humorvolle Weise vor Augen geführt zu werden – oft in Form von lustigen oder peinlichen Situationen. Meistens ist es mit vielen Bildern geschmückt. Das Ganze gehört zum Rügerecht der Narren, also dem Recht, andere während der Fasnacht auf scherzhafte Weise zu kritisieren.

Wir sehen den Narrenbuch bspw. wenn die Hüüler zum Rathausplatz laufen oder anschließend den Eckenlaufen machen.

Während es flussabwärts in Basel «Larve» heißt, nennen wir die Gesichtsverkleidung einfach «Maske». Denn im Deutschen gab es ursprünglich kein eigenes Wort für solche Gesichtsverkleidungen. Früher war es offenbar besonders wichtig, dass man nicht erkannt wird. Heute ist das nicht mehr so relevant. Die Wörter Maske, Larve und Scheme kommen aus dem Lateinischen und sind mit dem schemenhaften, gespenstischen Aussehen verbunden. Ein kleiner Fun Fact: Da diese Scheme oft mit Ölfarbe bemalt werden oder wurden, ist es interessant, dass Öl im Hebräischen schemen heißt. Was das genau bedeutet, bleibt der Fantasie überlassen, aber es ist auf jeden Fall spannend!

Herkunft:
Bad Säckingen (Mundart)

Bedeutung:
Martinstag (11.11.)

Der Spruch «s‘ goht degege» ist für die Fasnacht total wichtig. Wenn gerade keine Fasnacht ist, fühlt sich der Narr allein und gelangweilt, als wäre er in einer öden Wüste ohne Spaß. Er schaut zwar nach vorne, sieht aber nicht, dass es um ihn herum genug andere Events gibt. Deshalb sagt er diesen Spruch, wie jemand, der in der Wüste verzweifelt nach Wasser sucht. Früher haben manche Leute sogar die Tage bis zur Fasnacht gezählt, weil sie es kaum erwarten konnten. Heute ist das vielleicht nicht mehr so extrem, aber die Vorfreude auf die Fasnacht bleibt groß. Der Spruch erinnert daran, dass es bald wieder soweit ist.

Herkunft:
Bad Säckingen (Mundart)

Bedeutung:
Sack

Herkunft:
Alemannisch (Dialekt)

Bedeutung:
Schmutziger Donnerstag

Unser Jahresprogramm

Auch bei uns gibt es Programme, die jedes Jahr einen festen Ablauf haben und trotzdem immer unterhaltsam, witzig und kritisch sind. Hier erfährst du, worum es uns konkret geht.

Die Fasnacht in unserem Städtle wurde früher traditionell mit der Behebung des Notstands eröffnet. Diese fand bis in den 1980er Jahren immer an Martini statt.

In der Innenstadt wurde ein von den Narren festgestellter öffentlicher Notstand ausgerufen. Gemeinsam wurde vor Ort dem Buggimeischter und der Öffentlichkeit gezeigt, was im Städtle nicht in Ordnung war und was in der Regel auch von der Bevölkerung kritisiert wurde. Meist musste der Buggimeischter zur Freude der Narren und aller mitgereisten Schaulustigen diesen Notstand sofort und möglichst närrisch beheben.

Da der Beginn der Fasnacht an Martini dem rheinischen Karneval zuzuordnen sei, wurde diese Tradition durch die Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte untersagt.

Fasnachtsauftakt

Am 6. Januar (Dreikönigstag) bzw. am darauf folgenden Sonntag beginnt wie im gesamten schwäbisch-alemannischen Fasnachtsraum auch in Bad Säckingen die „Fasnachtszyt“.

Von der Narrenzunft werden Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Bürgerschaft in den Gallusturm eingeladen. Dieser findet seit den 1970er Jahren statt. Der Zunftmeister überbringt den Anwesenden die Neujahrswünsche.

Danach treten die Urmasken, der Ur-Maisenhardter Joggele, der Römer und das Siechenmännle auf und stellen sich mit ihren traditionellen Texten vor. Anschließend wird vom Zeremonienmeister der

Fasnachtsruf für die laufende Fasnacht verkündet.

Verhaftung des Buggimeischters und das Gericht

Um 11.11 Uhr wird das Rothus von den Maisenhardt-Joggele, dem Zunftmeister mit Zunftrat und der Ranzengarde gestürmt und eingenommen. Dabei wird als erstes der Buggimeischter vom Narrenpolizischt abgesetzt und verhaftet. Ausgestattet mit dem Stadtschlüssel und dem gefüllten Stadtsäckel übernimmt dann der Obermaisenhardt für die Dauer der Fasnacht das Amt des Buggimeischters und die Schlüsselgewalt über Rothus und Stadt.

Nach einer verdienten Stärkung im Rothussaal wird der Buggimeischter dann mit einem Umzug durch die Altstadt, angeführt von der Narrenpolizischt, der Ranzengarde, dem Zunftmeister, den Zunfträten und dem Maisenhardt-Joggele, zum Narrengericht, zur Gerichtsverhandlung in die Zunftstube im Gallusturm überführt. Dort haben sich rund Hundert Personen aus befreundeten Narrenzünften sowie aus Politik, Wirtschaft und Bürgerschaft versammelt. Vorsitzender des Narrengerichts ist der Zunftmeister. Bei Wasser und Brot wird dem angeklagten Buggimeischter vom Ankläger aus den Reihen des Zunftrates die meist mehrseitige Anklageschrift mit seinen Verfehlungen im vergangenen Jahr vorgelesen und eindringlich vorgehalten. Danach hat natürlich der Angeklagte das Wort zu seiner Verteidigung. Es gab Jahre, da hatte er auch einen Rechtsbeistand, um das Gericht um Milde zu bitten. Je nach Schwere der festgestellten Vergehen und Verfehlungen verkündet der Zunftmeister das entsprechende Urteil.

Die vom Narrengericht auferlegte Buße muss der Buggimeischter dann in der Fasnachtssession ableisten.

Dabei werden traditionell auch Mehlsuppe und Zwiebelewaie verzehrt.

Für die meisten Narren in unserem Städtle ist es der schönste Tag der ganzen Fasnacht! Denn dann beginnt die „aktive Fasnachtszyt“. Denn hier finden statt

  • Wecken mit Narrenmarsch und Böllerschießen
  • Schließen der Grundschulen durch die Narrenzunft
  • Wäldertag
  • Appell der Ranzengarde
  • Narrenbaumstellen
  • Wälderball im Gallusturm

Wecken

Morgens um 6 Uhr werden die Bad Säckinger mit dem Narrenmarsch geweckt. Die Ranzengarde und die Stadtmusik mit dem Gefolge der Maisenhardt-Joggele marschieren durch die Altstadt und zeigen damit an, dass die Fasnacht endlich beginnt. Um auch wirklich alle Langschläfer zu wecken, werden vom Gallusturm drei Schüsse gefeuert. Anschließend wärmen sich Musikanten und Narren im Gasthaus Kater Hidigeigei bei einer Mehlsuppe auf.

Wäldertag

Nun bereiten sich die Wälder auf ihre lange Reise durch die Stadt vor. Nachdem die Narren in ihre urchigen Kostüme gestiegen sind, geht es zum Schminken, damit auch der typische Gesichtsausdruck entsteht. Um 11:11 Uhr wird der Buggimeischter im Rothussaal besucht. Bei einem zünftigen Vesper aus den Rucksäcken der Wälder hält der Oberwälder dann eine launige Rede, in der der Buggimeischter Verbesserungsvorschläge und meist auch Nettigkeiten aus Sicht der Wälder erhält.

Danach geht es auf die Walz durch die Stadt – oft auch zum Mittagessen in die umliegenden Gasthäuser. Frisch gestärkt ist es für die Wälder Pflicht, sich mit dem Narrenbaum zum Aufstellungsort des Umzuges zu begeben. Natürlich verteilen die Wälder unterwegs Speck, Wurst, Brot und Bränts an die Umzugsbesucher.

Am Abend findet der Wäderball im Gallusturm statt.

Appell der Ranzengarde

Traditionell wird am erschten Faißedunschtig die Ranzengarde vom Zunftmeister auf ihre Fasnachtstauglichkeit geprüft. Dazu tritt die Ranzengarde um 13:30 Uhr mit klingendem Spiel vor dem Narrenbrunnen an. Nachdem sich der Zunftmeister davon überzeugt hat, dass alles in Ordnung ist, werden die Orden verteilt und dem Tambourmajor entsprechende Verpflegung, meist in flüssiger Form, für die Truppe übergeben.

Narrenbaumstellen

Höhepunkt dieses Tages ist das Narrenbaumstellen als unübersehbares Zeichen, dass nun die Fasnacht in Bad Säckingen regiert. Schulkinder, der Narresome, ziehen den Narrenbaum, begleitet von den Wäldern, der Ranzengarde und der Stadtmusik, durch die Straßen der Innenstadt zum Münsterplatz. Dort wird er von den Wäldern mit viel Getöse und unter Mitwirkung des städtischen Bauhofs und der Zimmerleute in die Senkrechte gebracht. Anschließend verteilt die Narrenzunft Wurst und Wecken an die anwesenden Kinder.

Narrenspiegel

In der Woche des zweiten Faißedunschtig findet seit jeher der Narrenspiegel (früher Kappenabend) statt.

Der Narrenspiegel ist heute neben dem Fasnachtsmändigumzug eine der größten Veranstaltungen der Narrenzunft während der Fasnacht. An drei Abenden wird den Bad Säckingern im Kursaal vor über 1.200 Besuchern der blank geputzte Narrenspiegel vorgehalten.

Aus den Schaffneibüchern des Klosterstifts des Frauenklosters im damaligen Seggingen geht hervor, dass bereits in den Jahren 1521 und 1522 Fasnachtsspiele aufgeführt wurden, bei denen wohl die Ratsherren und Zunftmeister der Bad Säckinger Handwerker die Akteure waren. Die konkreten Themen sind nicht mehr bekannt, es ist aber davon auszugehen, dass vor allem der Obrigkeit, aber auch den Bürgern durch diese Spiele ein Spiegel des Zeitgeschehens vorgehalten wurde, um «…in guter Narrenfreiheit Sitte und Anstand ihrer Zeitgenossen zu heben».

Gerade diese Fasnachtsspiele können mehr oder weniger als Pate des heutigen Narrenspiegels angesehen werden. Es ist natürlich ein großer Schritt zur heutigen Narrenspiegelei, denn dazwischen lag eine lange Zeit närrischer Vorträge in Gasthäusern mit freiem Ablauf, sowie vor allem in den 20er und 30er Jahren bis Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts die sogenannten Kappenabende. Bei diesen Veranstaltungen wurde natürlich auch reichlich Narrengeist und Narrenfett verspritzt. Die närrischen Kopfbedeckungen der damaligen Veranstaltungsbesucher prägten den Namen dieser Darbietungen.

Der Begriff «Narrenspiegel», das Bild eines Narren, der sich selbst einen Spiegel vorhält, entstammt dem literarischen Werk «Narrenschiff» von Sebastian Brandt, das 1494 in Basel in alemannischer Erstausgabe erschien. Seit jeher hatten die Narren das Recht, sich selbst zu tadeln. «Specula follorum mentiuntur nunquam», Narrenspiegel lügen nie, lautet ein altes Sprichwort.

Seit 1950 spiegeln die Akteure des Narrenspiegels in wohldosierter Narrenweisheit alljährlich vor einem wechselnden Hintergrund (Bühnenaufbau), der jedes Jahr ein anderes Motiv aus dem Stadtbild darstellt, vornehmlich das Stadtgeschehen freundlich bissig wider. Nicht nur närrische Interpretationen der Kommunalpolitik und der großen Politik, sondern auch Missgeschicke der Bürger werden dem interessierten Publikum genüsslich präsentiert.

Auch heute noch sind einige Traditionsfiguren alljährlich auf der Narrenspiegelbühne zu sehen. Als 1869 im Säckinger Volksblatt erstmals die Figuren Mehlmarti und Entekarli erwähnt wurden, ahnte niemand, dass diese beiden Figuren, ein Säckinger Redakteur (Entekarli) und ein gewitzter Bauer aus dem Hotzenwald (Mehlmarti), neben dem Paukenmann und den Wäschwiibern zu den Traditionsfiguren unseres Narrenspiegels werden würden.

Wiiber-Fasnacht, -klatsch und -ball

Traditionell ist dieser Tag der Wiiberfasnacht vorbehalten. Das bedeutet, dass an diesem Tag die Frauen das Fasnachtsgeschehen bestimmen. Treffpunkt ist vor allem der Kursaal, wo sich das Hauptgeschehen abspielt. Später begeben sich die Damen in ihren prächtigen Kostümen und Hüten in die Geschäfte und Gaststätten der Innenstadt und verteilen ihren Liebreiz und kleine Leckereien vor allem an die Männerwelt.

Maisenhardt-Joggele Ball und Manöverball der Ranzengarde

Wie jedes Jahr findet am Abend der Maisenhardt-Joggele Ball im Kursaal und der Manöverball der Ranzengarde im Gallusturm statt. Diese Bälle sind aus dem Fasnachtsgeschehen nicht mehr wegzudenken. Sie sind neben dem Wälderball die einzigen Fasnachtsbälle der Narrenzunft.

Unter Mitwirkung der in Bad Säckingen ansässigen Fasnachtsvereine findet auf dem Münsterplatz ein buntes Fasnachtstreiben statt. Zunächst führt ein Umzug aller beteiligten Gruppen und vor allem den Kindern, angeführt von dem Narrepolizischt, vom Gallusturm durch die Innenstadt zum Münsterplatz. Dort finden Platzkonzerte von Guggenmusiken und anderen Musikkapellen statt. Ebenso werden die Aktivitäten der verschiedenen Fasnachtsgruppen wie z.B. der Flößergilde u.a. präsentiert. Bis in die späten Abendstunden herrscht in der Innenstadt ausgelassenes Fasnachtstreiben.

Unter Mitwirkung unserer Urmasken und musikalischer Begleitung durch die Ranzengarde wird im Fridolinsmünster ein Gottesdienst speziell für närrische Besucher vom Münsterpfarrer Berg zelebriert. Die große Zahl der Gottesdienstbesucher zeugt von der nachhaltigen Resonanz seiner jeweiligen «Bergpredigt».

Die größte Fasnachtsveranstaltung, die Städtlifasnacht in Bad Säckingen, findet immer am Fasnachtsmäntig in der gesamten Innenstadt statt. Narrenzünfte aus der Umgebung, Fasnachtsgruppen aus dem Städtli und auch Einzelmasken nehmen daran teil. Alle echten Fasnachtsnarren sind bei der Narrenzunft willkommen und können mitmachen. Die Narrenzunft freut sich über die Teilnahme von Narrengruppen und Einzelmasken mit schönen Motiven und Kostümen.

Kinderball

Vom Münsterplatz führt der Kinderumzug zum Kursaal, wo am Nachmittag der Kinderball unter der Regie der Narrenzunft stattfindet. Bei lustigen Spielen kann sich der Narrensamen so richtig austoben. Auch alte Narresprüchle von Bad Säckingen werden zum Besten gegeben. Hauptattraktion ist natürlich die jahrzehntealte Wägelerollbahn, die von der Narrenzunft eigens für den Kinderball aufgebaut wird. Wenn die letzten Narren den Kinderball verlassen, geht die Fasnacht unaufhaltsam zu Ende entgegen.

Böög-Verbrennung

Auch die schönste Zeit des Jahres geht einmal zu Ende. Deshalb nehmen die Narren am Vorabend des Beginns der Fastenzeit, also am Aschermittwoch, Abschied von der Fasnacht. Dabei wird, wie in der alemannischen Fasnet üblich, eine symbolische Figur verbrannt, die bei uns Böög genannt wird.

Der Böög ist eine Figur, die die Fasnacht verkörpert. Sie steht für die kleinen Sünden, die das närrische Volk während der Fasnacht begeht.

In einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1911 heißt es: «Abends wurde, wie jedes Jahr, die Fasnacht begraben». Die Narren zogen trauernd und schreiend durch die Straßen der Stadt. Sie waren in weißes Leinen gekleidet, hatten die Zipfelmütze über die Ohren gezogen und das Gesicht weiß gepudert. Fackeln leuchteten ihnen den Weg. Traurig klang der Säckinger Narrenmarsch, und vor dem Rathaus wurden die letzten Überreste der Fasnet dem Flammentod übergeben. Anschließend zog der Umzug bis kurz vor 12 Uhr durch die Straßen der Stadt. Begleitet wurde er vom dumpfen Klang der großen Trommel und dem monotonen Gesang «Hoorig isch de Chatz». Um Punkt 12 Uhr nahm der letzte Narr seine Kappe ab. Die Verbrennung ist für viele der Höhepunkt der Säckinger Fasnacht und zugleich eines ihrer ältesten Rituale. Die Böögverbrennung hat ihren Ursprung vermutlich bereits im 17. Jahrhundert. Sie geht auf einen Totenzug zur Zeit der Pest zurück, die auch Bad Säckingen nicht verschonte.

An diesem Tag findet das Fischessen der Narrenzunft in der Zunftstube im Gallusturm statt. Hier treffen sich die Mitglieder der Narrenzunft zum gemeinsamen Fischessen als Ausdruck der beginnenden Fastenzeit. Wehmütig wird dabei an die Ereignisse der vergangenen Fasnachtszyt gedacht und zurückgeblickt.

Unsere Umzüge

Lass dich verzaubern von der farbenprächtigen Inszenierung unserer Städtlefasnacht! Unser vielfältiges Programm, mitreißend gestaltet von den passionierten Gruppen der Narretei, verspricht unvergessliche Momente. Wir schätzen alle, die in das pulsierende Treiben unseres Städtles eintauchen und das mitreißende Lebensgefühl teilen. Ob mit deiner eigenen Gruppe oder als begeisterte Teilnehmende – sei dabei und lass dich von der Faszination mitreißen!

Unsere Maskenschau

Jeden ersten Sonntag im Monat findet im Kulturhaus der Stadt Bad Säckingen, Villa Berberich (Parkstr. 1), zwischen 14 Uhr und 17 Uhr unsere Fasnachtsmaskenschau statt. Wir freuen uns über euren Besuch!

Keine Fasnacht ohne Verkleidung und Masken.

Das Ausleben unserer Fasnachtsbräuche wäre ohne das Verkleiden bzw. Vermummen, sowie das Tragen typischer Fasnachtsmasken oder Larven undenkbar.

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich, bedingt durch die ursprünglichen Fasnachtsbräuche die verschiedenartigsten Häser, Kostüme oder Fasnachtskleidle herausgebildet. Hierzu sind natürlich auch die jeweiligen Masken oder Larven entstanden. So vielfältig wie die Ausprägung der Schemen, so sind auch die Materialien, aus denen sie bestehen. Vorwiegend sind sie aus Lindenholz geschnitzt. Jedoch gibt es auch Masken und Larven aus massivem Metall, Metalldraht, Stoff bzw. Filz oder Pappmasche.

Unsere Ausstellung der Fasnachtsmasken bietet einen interessanten Einblick der großen Vielfalt in die vielen Ausformungen der Fasnachtsfiguren der schwäbisch-alemannischen Fasnachtsbräuche.

Die Narrenzunft Bad Säckingen e.V. schätzt sich glücklich, die Fasnachtsmaskenschau in der Villa Berberich, dem Kulturhaus der Stadt Bad Säckingen der Öffentlichkeit zeigen zu können. Repräsentieren diese Exponate doch einen guten Querschnitt aus der näheren und weiteren Fasnachtslandschaft.

Unserem Ehrenmitglied Alfons Wiesinger, verdanken wir diese interessante Sammlung von Fasnachtsmasken und weiteren Exponaten, da er diese über viele Jahre zusammengetragen und der Narrenzunft geschenkt hatte.

Unsere Masken

Die Urmasken sind mitunter die ältesten Zeugen unserer Städtlefasnacht. Wir präsentieren sie euch bei den Umzügen und ihren Auftritten.

Der Urmaisenhardt gehört seit 1936 zu unseren drei Urmasken. Die Figur wird als erstes in Aufzeichnungen des Jahres 1550 erwähnt, in denen beschrieben wird, wie ein „Wildmann“ vom Maisenhardt zur Feier der Fasnacht in unsem Städtle kam. Dabei handelt es sich um den Wald des Stiftes von Bad Säckingen zwischen Egg und Wieladingen.

Joseph Victor von Scheffel (1826-1886 erwähnt während seiner Zeit als Rechtspraktikant in Sackingen den Joggele (von lat.: locus – Spaßmacher) vom Meysenhart-Wald in seinen Episteln (1850-1858), sowie in seinem berühmten Versepos «Der Trompeter von Säckingen» wird die Wesensart des Waldgeistes beschrieben. Als Vorbild für die Einzelfigur des Urmaisenhardt könnte die aus der Barockzeit stammende Pfeiffer’sche Urmaske (1703) gedient haben. Der Urmaisenhardt trägt ein uriges mit Laubblättern versehenes grünes Häs und eine schwere mit einem Wildfell versehene Holzmaske. In der Hand führt er einen massiven Holzstock. Aus der Einzelmaske des Urmaisenhardts entstand nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1951 die Laufgruppe der Maisenhardt-Joggele. Der Urmaisenhardt ist somit der Vater der kleinen und großen Joggele, die bis heute die unserer Narrenzunft durch eine große Laufgruppe der Joggele repräsentieren.

Der Römer stellt seit 1936 eine unserer drei Urmasken dar und war vor dem zweiten Weltkrieg das herausragende Symbol der Bad Säckinger Fasnacht. Damals gab es eine eigene Laufgruppe, die ausschließlich aus Römern bestand und einen eigenen Tanz aufführte. Das Vorbild für die Maske des Römers war ein Komödienkopf aus Muschelkalk, der während der römischen Herrscherzeit am Hochrhein (ca. 70-260 n.Chr.) in Bad Säckingen entstand. Mit dieser Figur wollte man den lebensfrohen Saturnalien der Römerzeit gedenken. Dies war das größte römische Bauernfest und stand mit dem Abschluss der Winteraussaat in Verbindung. Es wurde zu Ehren von Saturn, dem Gott der Aussaat und des Ackerbaus gefeiert. Von Bedeutung waren neben den ausgelassenen Festivitäten mit Speiß und Trank die Aufhebung der vorherrschenden Ordnung. So wurden unter Anderem sogar die Standesunterschiede zwischen Sklaven und ihren Herren vorübergehend aufgehoben. Unser Römer trägt eine hochgegürtete Tunica aus weißen Leinen als Unterkleid und darüber die Paenula, einen Überziehmantel der spätrömischen Antike. Diese ist aus blauem, geschorenem Plüsch. In seiner rechten Hand hält er das Narrenzepter, das aus einer alten Strebe der Holzbrücke geschnitzt wurde.

Das Siechenmännle stellt seit 1936 eine unserer drei Urmasken dar. Die Figur beruht auf dem ältesten bekannten Säckinger Stadtsiegel des Abtissinenklosters Säckingen aus dem 13. Jahrhundert, welches einen «Siechenmann»; mit Krückstock, Trinkschale und Almosenbeutel zeigt. Es erinnert an jene Zeiten, in denen die Aussätzigen (Leprakranken) in der benachbarten Schweizer Gemeinde Stein im Leprosenhaus (Siechenhaus, Hospiz für Leprakranke im Mittelalter) untergebracht waren. Besagter Siechenmann wanderte krank von Stein nach Bad Säckingen, um seine Trinkschale mit dem heilsamen Wasser der Thermalquellen zu füllen. In Anlehnung daran trägt das Siechenmännle einen Krug in dem sich das Heilwasser befinden soll. Es trägt außerdem ein gelbes Gewand mit spitzer Kappe und stützt sich beim Gehen krank und kümmerlich auf seinen Krückstock.

Die älteste Maske der Narrenzunft Bad Säckingen ist die Pfeiffer’sche Maske aus dem Jahr 1703. Risse im Inneren der Maske wurden mit Schriftwerk aus dem Jahr 1784 überklebt.
Diese Holzlarve (Maske) stammt aus den Händen des einheimischen Schreiners Johann Pfeiffer (1660-1734). 1702 übernahm er den Auftrag für das Schiff und das Gestühl im Chor des Fridolinsmünsters und arbeitete von 1721-1727 am Hoch- und Nebenaltar.
Um die Jahreswende 1936/37 kam es zu einem Briefwechsel zwischen dem Bad Säckinger Bürgermeister Dr. Max Uttenthaler und Albert Fischer, dem Präsidenten der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN) in Villingen. Der Bürgermeister teilte darin amtlich mit, man habe bei einer Entrümpelung einige alte Holzlarven aufgefunden, die einer zeitgerechten Eingliederung des Fasnachtswesens in Bad Säckingen dienlich sein könnten. Dabei war auch die Pfeiffer’sche Maske von 1703.
Der Hohe Elferrat der Narrenzunft Bad Säckingen konnte die Larve jedoch nicht von ihrem Besitzer erwerben. Lange Zeit galt die Larve als verschollen und tauchte vor ca. 60 Jahren wieder auf. Diese Holzmaske kann als Urahn oder Vorbild für die Masken der heutigen Maisenhardt-Joggele gesehen werden, da sie als Inspiration für die Maske des Urmaisenhardt gilt, von der wiederum die Masken der Maisenhardt-Joggele abgeleitet sind.

Der Wälder

Der Wälder ist eine der ältesten Figuren der unserer Städtlefasnacht. Schon seit 1860 ist er die tragende Figur der Lokal- und Straßenfastnacht. Früher sind die Wälder einmal im Jahr vom Hotzenwald zu uns ins Tal gekommen, um hier ihre Amtsgeschäfte zu erledigen und den Städtern ihre Meinung zu sagen. Dabei übt der Wälder das närrische Rügerecht aus!

Der Wälder ist eine ganz wichtige Figur am ersten Faiße, dem sogenannten Wäldertag. Das ist auch der offizielle Start der Fasnacht in Bad Säckingen. Die Figur kommt bei den Leuten gut an, denn jeder Narr, ob Zunftmitglied oder nicht, kann an diesem Ereignis teilnehmen. Wir freuen uns über jeden Teilhabenden. Erkundige dich frühzeitig, worauf Wälder achten.

Narrenbücher

Wir bewahren mit unseren zehn Narrenjahrbüchern eine einzigartige Dokumentation der Fasnachtstraditionen seit 1925. Die reich illustrierten Bücher mit kunstvollen Holzdeckeln enthalten humorvolle Berichte, Zeichnungen und Fotografien zu den närrischen Ereignissen, wie Wälder, Umzüge und Fasnachtsverbrennungen. Bedeutende Autoren wie Adolf Wieber und Alfons Wiesinger prägten die Bücher durch ihren künstlerischen und historischen Beitrag. Die Narrenjahrbücher spiegeln den Wandel der Fasnacht wider und bewahren den Narrengeist vergangener Jahrzehnte. Aktuell entsteht das zehnte Buch, um diese lebendige Tradition fortzuführen.

Hintergrundwissen

Die Narrenzunft Bad Säckingen ist im Besitz eines besonderen ideellen Schatzes. Sie kann 10 Narrenjahrbücher ihr Eigen nennen. In diesen DIN A 3 großen Büchern mit den wunderschön geschnitzten Holzdeckeln, sind seit dem Jahre 1925 die Aktivitäten der Fasnachtsjahrgänge in Wort und besonders in Bildern und Zeichnungen mit närrischem Blick dokumentiert. So sind vor allem die Wälder am 1 Faißen, die Akteure und das jeweilige Publikum der früheren Kappenabenden – den heutigen Narrenspiegeln, die damals noch großen Fasnachtsbälle, Narrenumzüge und -treffen und natürlich auch die Fasnachtsverbrennungen zu betrachten. Als das 1. Narrenbuch im Jahre 1925 begonnen wurde, gab es bei der Zunft einen Elferrat mit sog. Gückelkappen auf. Dies entsprach dem heutigen Zunftrat. Mit viel närrischem Witz und auch künstlerischen Zeichnungen sowie Bildern wurden die jeweiligen Fasnachtsereignisse glossiert. In diesem 1. Buch ist leider eine große Lücke enthalten, denn in den Kriegsjahren ab 1939 und kurz danach gab es natürlich nichts über die Fasnacht zu berichten. Erst im Jahre 1949 wurde das Narrengeschehen weiterhin dokumentiert. Von Beginn an bis ins Jahre 1959 hat Adolf Wieber, Mitglied des Elferrates, die Fasnachtsjahre in besonderer künstlerischer Art und Vielfalt glossiert. Sein närrischer Blick auf die fasnächtlichen Ereignisse war buchstäblich narrensicher. So ist es heute noch möglich, beim Betrachten der Seiten den damaligen Narrengeist nachzuerleben. Ein weiterer herausragender Autor ist das Ehrenmitglied und Zunftpoet Alfons Wiesinger. Er hat in den Jahren 1960 bis 1974 nicht nur die Narrenjahrbücher betreut und wunderbar geführt, sondern auch durch seine tiefschürfenden Recherchen in den Archiven der Stadt und Münsterpfarrei, sowie dem Landesarchiv wichtige Erkenntnis über die Fasnacht und deren Gebräuche in Säckingen entdeckt und teilweise auch in den Narrenbüchern dokumentiert. Dadurch hat er der Narrenzunft wichtige Grundinformationen über die Säckinger Fasnachtstraditionen geliefert und auch 1976 zusätzlich als Autor Bodensatz in einem eigenen Buch niedergeschrieben. Die nachfolgenden Narrenbücher hatten im Laufe der Jahrzehnte bis heute viele verschiedene engagierte Berichterstatter und Gestalter, wie auch z.B. Adolf Nesselbosch − früherer Narrenpräsident und Zunftmeister. Jeder der Verfasser der Fasnachtsberichte hat dabei seinen eigenen Charakter mit in die närrischen Dokumentationen hineinlegt. Dem Betrachter erschließt sich dadurch der grundlegende Narrengeist in den jeweiligen Fasnachtskampanien. Zur Zeit wird bereits am 10. Narrenjahrbuch gearbeitet. Somit wird sichergestellt, dass es künftig genauso inspirierend sein wird, dieses zu betrachten wie die Vorgängerbücher.

Der Narrenbrunnen

Der Narrenbrunnen, ein zentrales Symbol der Fasnachtskultur der Stadt, steht in der Rheinbrückstraße neben der Traditionsgaststätte «Fuchshöhle». Ursprünglich 1973 auf dem Rathausplatz eingeweiht, wurde er nach der Sanierung der Altstadt an seinen heutigen Standort versetzt. Der Brunnen, gestaltet von Leonhard Eder, zeigt 11 Figuren, darunter die drei Urmasken der Zunft sowie wichtige Traditionsfiguren wie den Hüüler und den Kater Hidigeigei. Als bedeutender Ort der Fasnacht feierte er 50 Jahre lebendige Kulturgeschichte und prägt bis heute das närrische Treiben in Bad Säckingen.

Die Geschichte dahinter

In der wunderschönen historischen Altstadt von Bad Säckingen, in der Rheinbrückstraße, neben der altehrwürdigen Traditionsgaststätte «Fuchshöhle» steht der Narrenbrunnen von Bad Säckingen. Seit nunmehr 50 Jahren gibt es ihn schon als Bestandteil der Kulturgeschichte unseres Städtli. Jedoch stand er nicht immer an dieser Stelle. Seine Einweihung erfolgte zunächst (provisorisch) auf dem Rathausplatz. Erst später, als der Altstadtbereich sowie auch die Rheinbrückstraße umfassend saniert waren, wurde er auf den jetzigen Standort versetzt, der von Anfang an vorgesehen war.

Der Narrenbrunnen besteht aus einer zentralen Brunnenschale und 11 unterschiedlich große Figuren die um die Brunnenschale postiert sind. Als dominante Figuren stehen die drei Urmasken der Zunft –Urmaisenhardt, Römer und Siechenmännle − direkt an der Brunnenschale. Aus dem Krug des Siechenmännle fließt das Wasser in den Brunnentrog. Zwei wichtige Traditionsfiguren des Narrenspiegels, der «Paukenmann» und das «Wäschwieb» sowie Zunftrat und Ranzengardist sind Bestand- teil des Ensembles. Auch Figuren des «Narrenvolkes» fehlen nicht. Der «Hüüler» als ein wichtiger Bestandteil unserer Fasnacht ist natürlich auch vorhanden. Da die Figur des Hüülers erst zum Abschluss der Fasnacht auftritt, steht er auch weiter entfernt vom Brunnen. Ihn begleitet zu seinen Füßen der Kater Hidigeigei, ebenfalls eine wichtige historische Figur in der Stadtgeschichte von Bad Säckingen.

Durch die moderne Gesamtgestaltung der Brunnenanlage und der ihr eigenen Prägung der einzelnen Figuren durch den Künstler und Bildhauer Leonhard Eder, ist der Fasnachtsbrauch in Bad Säckingen umfassend und anschaulich dargestellt.

Viele Jahre war am 11.11. der Narrenbrunnen Ort der Eröffnungszeremonie für die kommende Fasnacht. Nachdem aber die VSAN festlegte, dass die Fasnachtszeit in allen Zünften die der schwäbisch-alemanischen Vereinigung angehören, frühesten am 06. Januar beginnt, wurden diese Eröffnungsveranstaltungen in Bad Säckingen nicht mehr gepflegt. Heute ist der Neujahrsempfang der Narrenzunft in der Zunftstube im Gallustrum zusammen mit der Bürgermeisterverhaftung im Rathaus der offizielle Auftakt zur Fasnachtszeit.

Heutzutage findet stattdessen der «Apell der Ranzengarde» durch den Zunftmeister immer am 1. Faißen als wichtiger Bestandteil des Fasnachtsgeschehens vor dem Narrenbrunnen statt.

Der Weg zur Realisierung

Im Jahre 1968 hatte der damals amtierende Zunftmeister – und spätere Ehrenzunftmeister − Walter Michel die Vorstellung entwickelt einen Brunnen in der Altstadt zu errichten, der die Fasnacht und die Zunft den Einheimische und Besuchende nahe bringen soll. Diese Initiative wurde zunächst nicht von allen Zunfträten gutgeheißen, da die Verwirklichung natürlich auch mit erheblichem finanziellem Aufwand verbunden war. Doch Michel ließ sich nicht von seiner Idee abbringen und trug dieses Anliegen Bürgermeister und Stadtrat von Säckingen vor. Mit Brief vom 10.01.1969 signalisierte der Bürgermeister daraufhin die grundsätzliche Bereitschaft im Bereich des Platzes neben der Fuchshöhle einen (Narren)-Brunnen zu erstellen, soweit die Rheinbrückstraße entsprechend ausgebaut sei. Michel holte daraufhin von einem namhaften Künstler und Bildhauermeister der Region – Leonhard Eder − ein Angebot ein.

Eder fertigte zusammen mit Michel einen konkreten Entwurf, den er mit einem Angebot vom 29.11.1969 der Zunft vorlegte. Dabei bot er die Herstellung einer Brunnenschale und 11 unterschiedlich große Figuren an. Als wichtigste Figuren waren die drei Urmasken der Zunft –Urmaisenhardt, Römer und Siechenmännle, die direkt an der Brunnenschale stehen sollen, vorgegeben. Auch der Hüüler als ein wichtiger Bestandteil der Fasnacht in Bad Säckingen hatte er eingeplant.

Zwei der bekanntesten Traditionsfiguren des Narrenspiegels der «Paukenmann» und das «Wäschwieb» waren Bestandteil des Entwurfs, sowie ein Zunftrat, ein Ranzengardist und ein Wälder. Auch 2 Figuren des Narrenvolkes fehlten nicht. Sein Angebot belief sich bei einer Ausführung in Jurakalkstein auf 45.000 DM; in Schwarzwaldgranit sollte er 52.000 DM kosten.

Am 12.01.1970 fand eine denkwürdige Zunftratsitzung statt, in der über die Verwirklichung des Narrenbrunnens entschieden wurde. Nach langer und heißer Diskussion wurde dann doch mit einer Mehrheit von 10 Ja- und 3 Nein-Stimmen entschieden, der Stadtverwaltung die Errichtung des Narrenbrunnens nahe zu legen.

Aber erst mit Schreiben vom 02.09.1970 teilte die Narrenzunft Bürgermeister und Stadtrat von Säckingen ihre Absicht mit, auf der Grundlage des Angebotes von Leonhard Eder den Narrenbrunnen zu errichten. Dabei wurde von der Zunft auch ein Standort des Brunens auf dem Bahnhofsplatz in Erwägung gezogen. Weiter hatte die Narrenzunft die Übernahme eines Anteils von 50% der Kosten angeboten. Zusätzlich sollen von der Zunft Spenden aus der Bürgerschaft generiert werden, um den finanziellen Anteil der Stadt weiter zu minimieren.

Auch bei Stadtverwaltung und Stadtrat nahm der Denkprozess noch einige Zeit in Anspruch, der jedoch für die Zunft positiv endete. In der Sitzung vom 26.07.1971 genehmigte der Stadtrat eine Vereinbarung der Stadt mit der Narrenzunft, in dem der konkrete Standort bei der Gaststätte Fuchshöhle und auch die finanziellen Modalitäten festgelegt wurden. Diese Vereinbarung wurde dann am 03.08.1971 zwischen den Parteien verbindlich abgeschlossen, in der auch bestimmt wurde, dass der Brunnen nach Fertigstellung der Stadt übereignet werden soll.

Nach der Beauftragung durch die Zunft konnte Bildhauer Eder mit der Herstellung des Projekts beginnen. Zunächst war die Fertigstellung zum 11.11.1972 geplant. Dieser Zeitplan war nicht einzuhalten, sodass der Brunnen erst zur Fasnacht 1973 fertig wurde. In der Zeit bis zur Fertigstellung gab es in der Stadt und im Stadtrat intensive Diskussionen über den Standort des Brunnens, da gleichzeitig auch Standorte in der Stadt für ein Fridolins- und ein Trompeterdenkmal gesucht wurden.

Die Zunft plante die Einweihungsfeierlichkeiten zum Auftakt des großen Narrentreffens, das im Jahr 1973 in Säckingen stattfand, durchzuführen. Also wurde auf den Abend des 10.02.1973, dem Vorabend des Narrensprungs, alles was Rang und Namen in der närrischen und politischen Prominenz von nah und fern hatte, eingeladen. Diese kamen auch zahlreich. Zu diesem Festakt wurde die Brunnenanlage zunächst provisorisch auf dem Rathausplatz aufgestellt. Jetzt nun Ehrenzunftmeister und auch Initiator des Narrenbrunnens Walter Michel führte den Anwesenden mit Lichtbildern den Werdegang des Brunnens vor. Vom „neuen“ Zunftmeister Franz Meyer wurde er anschließend für seine Verdienste um den Narrenbrunnen besonders geehrt. Für die Taufe des Brunnens war die Narrenmutter der Narrenzunft Tettnang Trude Heine bereit als Gotte zu fungieren. Als Götti hatte man Wilhelm Kutter, Kulturreferent der VSAN auserkoren. Der nahm dieses Amt gerne an und stellte in närrisch-lyrischen Worten die Narren- und Stadtgeschichte von Säckingen dar.